JÖRG PLICKAT  Jakobkemenate

Für das neue Kulturzentrum „Jakobkemenate“ in der historischen Altstadt von Braunschweig erschuf  Jörg Plickat 2006 zwei 8,6 Meter hohe Cortenstahlplastiken und gestaltete das Vorgebäude gemeinsam mit den Architekten als skulpturale Architektur mit einer speziell für das Gebäude entwickelten Cortenstahlfassade. Zusammen mit den Braunschweiger BDA-Architekten Ottinger und Möhlendiek hatte Plickat 2005 den Auftrag zur künstlerischen Gestaltung der geplanten Kulturstiftung erhalten.

Das Konzept der Prüsse Stiftung zielte dahin, in der Kubatur eines ehemaligen Wehrgebäudes neben einer mittelalterlichen Kapelle  des Jakobswegs nach Santiago, der sogenannten Jakobkemenate, ein modernes Gebäudeensemble für ein Kulturzentrum  zu erstellen. Die im letzten Krieg teilzerstörte 800 Jahre alte Jakobkemenate gehört zu den ältesten weltlichen Gebäudes Braunschweigs. Der erhaltene historische Teil mit mittelalterlichen Fresken und einer wertvollen Holzdecke wurde restauriert, ihm  wurde als gestalterischer Gegenpol, getrennt durch ein gläsernes Foyer, ein anspruchsvoller moderner Stahl-Tower für Haustechnik, undSozialräume  entgegengestellt.

Das Zusammenfügen von Alt und Neu erwies sich  zunächst als schwierig: Sehr unterschiedlich waren die Vorstellungen der Architekten, des Denkmalschutzes und des Bildhauers. In einem  Prozess des zähen Ringens mussten viele Vorstellungen modifiziert oder aufgegeben werden, aber schließlich fand man auf einzigartige Weise zusammen. Das gemeinsame Konzept des Miteinanders von mittelalterlicher und moderner Gestaltung überzeugte letztendlich neben lokalen Sponsoren auch die Nord-LB und die Glückspirale, die sich an der Finanzierung der Baumaßnahme beteiligten.

Abgeleitet von der mittelalterlichen Technik Stadt- und Kirchtore zum Schutz zu vernageln, entwickelte Plickat für das Dach des historischen Gebäudeteils und das gesamte Vorgebäude ein mit Tausenden von Nägeln genageltes thermisch bewegliches Fassadensystem aus wetterfestem „rostgebremsten“ Cortenstahl und für das Glasfoyer, das Miteinander von Alt und Neu thematisierend, erschuf Plickat die Skulpturengruppe „Dialog“.

Das ungewöhnliche Projekt der Jakobkemenate und die Verbindung von Cortenstahl und mittelalterlicher Architektur fand auch über Deutschlands Grenzen hinaus positive Resonanz in der europäischen Medien: Die Neue Zürcher Zeitung stellte die Kemenate lobend dem Wiederaufbau des Braunschweiger Stadtschlosses entgegen. Die Schweizer Architekturseite “Worldarchitekts.com” erkürte die Kemenate zum Bau der Woche. Dieter Bartetzko erteilte der Gestaltung im Feuilleton der FAZ höchstes Lob. Siehe hierzu auch die Seite Pressetexte.

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